Heute möchten wir genauer auf die Eigenschaften der wichtigsten technische Öle aus nachwachsenden Rohstoffen eingehen. Diese spielen bei uns in der Produktion eine überaus wichtige Rolle und sind in den allermeisten unserer Produkte zu finden. Am häufigsten verwenden wir für unsere Holzschutzöle sowie Farben verschiedene technische Leinöle, jedoch kommen ebenso andere natürliche Öle, wie z.B. Safloröl oder Tungöl, zum Einsatz.
AUF BASIS VON LEIN
Wichtig: Im europäischen Raum werden verschiedene Namen für Leinöl Standöle sowie Leinölfirnis verwendet, was dank digitaler Möglichkeiten Texte mit einem Klick zu übersetzen, dazu führt, dass im Internet widersprüchliche Definitionen zu diesen beiden Produkten existieren. So wird Leinöl Standöl in Schweden als (trockenstofffreie) Leinölfirnis bezeichnet. Dies führt regelmäßig zu Missverständnissen. Auf Deutsch bezeichnet Leinölfirnis ein anderes Produkt, welches mit Trockenstoffen sikkativiert ist. Die in unserem Sprachraum als Leinöl Standöle oder auch Lackleinöl bezeichneten Öle sind hingegen vorpolymerisiert und trockenstofffrei (und entsprechen der “Schwedischen Leinölfirnis”).
LEINÖL ROH
Bei rohem Leinöl handelt es sich um ein einfaches, aus Leinsamen gepresstes Öl. Das Öl ist im Vergleich zu anderen Leinölen relativ dünnflüssig und hat eine transparent-gelbliche Färbung. Rohes Leinöl hat von allen Leinölen die höchste Kriechkraft. Zwar ist es als Grundierung sehr gut geeignet, hat in seiner rohen Form jedoch eine enorm lange Trockenzeit (bis zu 2 Monate; trocknet fast gar nicht auf). Eine kürzere Trocknungszeit kann durch den Einsatz eines vorpolymerisierten Leinöls oder durch die Zugabe von Trockenstoffen erreicht werden.
LEINÖL STANDÖL 50P
Die bei unseren technischen Ölen angegebene “Zahl P” im Produktnamen gibt die Viskosität des Öls an. Je höher die Zahl, desto dickflüssiger ist das Öl. Eine Viskosität von 50P entspricht in etwa der Fließfähigkeit von einem gut fließfähigen Honig. Dieses vorpolymerisierte Standöl trocknet zwar schneller als rohes Leinöl, benötigt aber ebenfalls eine lange Trocknungszeit (ca. 2-3 Wochen). Es hat eine sehr gute Kriechfähigkeit. Für eine kürzere Trocknungsdauer muss auch dieses Öl mit Trockenstoffen sikkativiert werden. Es kann z.B. als Inhaltsstoff bei der Herstellung von Lasur oder Lackfarben verwendet werden.
LEINÖL STANDÖL 450P
Extrem dickflüssiges, sehr hoch vorpolymerisiertes Leinöl mit einer Viskosität von 450. Wird in Kombination mit anderen technischen Ölen und Zusatzstoffen z.B. zur Lack- und Binderherstellung eingesetzt. Zur Erhöhung der Kriechfähigkeit muss Verdünnung hinzugegeben werden. Trocknet alleine angewendet ebenfalls sehr langsam (2-3 Wochen) sowie sehr weich auf (starke Gummischicht). Ganz alleine angewendet besteht bei diesem Standöl die Gefahr, dass es runzelig auftrocknet. Ähnelt farblich dem Leinöl Standöl 50P, goldgelb transparent.
LACKLEINÖL LEH5
Sehr dünnflüssiges, vorpolymerisiertes Leinöl. Die Trocknungszeit des roh angewendeten Produkts beträgt 1-2 Monate. Für eine schnellere Trocknung müssen, wie auch bei anderen vorpolymerisierten Leinölen, Trockenstoffe hinzugegeben werden. Auch dieses Öl kann unter Zugabe einer Verdünnung gut kriechfähig gemacht und als Grundierung eingesetzt werden.
Aufgrund seiner dünnflüssigen Konsistenz eignet es sich ausgezeichnet zur Lackherstellung, da bei dieser ein sehr hoher Anteil Feststoffe eingesetzt werden. Eignet sich ebenfalls sehr gut für Pigmentdispersionen.
LEINÖLFIRNIS
Meist ein rohes, manchmal auch leicht gekochtes, und sikkativiertes Leinöl. Da Firnis Trockenstoffe hinzugegeben wurden, trocknet dieses Öl wesentlich schneller auf (24-48 Stunden, abhängig von der UV-Intensität). Farblich ähnelt die Leinölfirnis rohem Leinöl, ist jedoch etwas dunkler. Bei Anwendung reiner Firnis, muss diese auf 60°C erhitzt und heiß angewendet werden, um die Kriechfähigkeit zu erhöhen. Ansonsten stockt die Firnis als dicke Gummischicht auf der Oberfläche.
Alternativ ist zur Erhöhung der Kriechfähigkeit eine Verdünnung (z.B. 60/40) möglich. Hierzu kann die Naturölverdünnung verwendet werden. Auch die Kombination mit Balsamterpentin und Orangenterpentin wären möglich, wobei beide einen sehr hohen Aromatenanteil haben und wir daher dazu raten, die Naturölverdünnung zu nutzen.
ÖLE AUS ANDEREN NACHWACHSENDEN ROHSTOFFEN
HOLZÖL TUNGÖL
Auch chinesisches Tungöl genannt. Sehr wichtiges Öl in der Lackherstellung. Tungöl bringt eine Härte in den Lack, ohne dass zusätzlich Harze verwendet werden müssen. Wird manchmal alleine angewendet, trocknet dann aber relativ spröde und hart auf. Aus diesem Grund wird es häufig mit dem schön elastischen Leinöl gemischt, um eine für Holz ideale Kombination zu erhalten. Diese Mischung ist z.B. auch die Basis unseres Sehestedter Grundieröls.
Die Trocknungszeit ohne Sikkativierung beträgt etwa 1 bis 2 Wochen, weshalb es für gewöhnlich mit Trockenstoffen verwendet wird.
SAFLORÖL
Auch Distelöl genannt. Im technischen Bereich ist die Bezeichnung Safloröl geläufig. Die Farbe des Öls ist transparent, leicht hellgelb. Das Öl trocknet transparent. Die Viskosität beträgt 40P. Kann ähnlich wie Leinöl eingesetzt werden und als Alternative hierzu dienen, hat jedoch eine vergleichsweise schlechtere Widerstandsfähigkeit gegenüber UV-Licht. Daher eignet sich Safloröl weniger gut als Leinöl für einen Einsatz im Außenbereich.
Im Gegensatz zum mit der Zeit stärker vergilbendem Leinöl vergilbt Safloröl nicht. Aufgrund dieser Eigenschaft verwenden wir in unserem weißen Heizkörperlack Saflor- statt Leinöl.
SYNOURINÖL
Auch Derizolenöl oder Ricinusöl genannt. Synourynöl hat eine Viskosität von 2-3P. Das technische Öl wird aus dem Ricinusbaum (auch Wunderbaum genannt) gewonnen und im Anschluss dehydratisiert. Dadurch verliert es seine Giftigkeit. Ein wichtiges Öl in der Farbherstellung, welches eine gleichmäßige (im Gegensatz zu Leinöl nicht runzelige) Trocknung sowie einen guten Lackfilm ermöglicht. Wird der in der Lackherstellung häufig in Kombination mit Leinölen eingesetzt. In dieser Kombination setzen wir es in unserer Produktion z.B. auch für die Herstellung unseres Fußboden Hartharzöls ein.
Weiter auspolymerisiert ist Ricinusöl zudem auch ein extrem wichtiges technisches Öl und Bestandteil in der Plastikherstellung.