HERSTELLUNG VON KASEINLEIM
Wollen wir über Kaseinleim sprechen, sollten wir mit seinem hohen Alter beginnen: Bereits altägyptische, griechische, römische und chinesische Handwerker verwendeten ihn bei ihren Tischlerarbeiten. In vielen Museen sind hölzerne Artefakte aus dem Altertum ausgestellt, die mit Kaltleim verklebt wurden. Im Mittelalter war die Verwendung von Kaseinleim in der Holzverarbeitung weit verbreitet. Das älteste detaillierte Rezept zur Herstellung eines Leimes aus Quark und Kalk entstammt einer Handschrift aus dem Hochmittelalter.
Kasein aus Quark oder Käse gewonnen ergibt durch Reaktion mit gelöschtem Kalk oder anderen alkalischen Stoffen einen Leim. Der große Nachteil eines solchen Leimes ist seine kurze Topfzeit (Verarbeitbarkeitsdauer). Durch Verringerung des Kalkgehaltes kann diese Zeitspanne zwar erhöht werden, jedoch nur auf Kosten der Leimkraft und der Wasserfestigkeit.
In den 1930er Jahren gingen die Amerikaner dazu über, dem Kaseinleim Wasserglas (wasserlösliche Alkalisilikate) zuzufügen. Dadurch begann sich der Kaseinleim entscheidend zu verändern. Bei erhöhter Alkalität verlängerte sich die Verarbeitungszeit wesentlich.
ARBEITSANLEITUNG REZEPT FÜR 1 LITER KASEINLEIM
ZUTATEN
• Kasein 200g
• Wasser 500g
• Kalkhydroxid 60-90g
• Wasser 200g
• Wasserglas 140g
ANLEITUNG
200g Kasein in den Leimtopf geben. Unter Rühren mit einem Löffel 500g kaltes Wasser hinzufügen. In einem zweiten Gefäss 60-90g Kalkhydroxid mit 200g Wasser gut verrühren. Nachdem das Kasein nach ca. fünf Minuten gut durchgesumpft ist, die Kalk-Wasser-Mischung schnell zum Kasein gießen und kräftig verrühren. Verbleibende ungelöste Kalkrückstände (Löschgrieß) gegebenenfalls zurückhalten.
Etwa zwei Minuten nach Vermengung von Kalk und Kasein, nachdem ein geringes Dickerwerden des Leimes zu bemerken ist, das Wasserglas (140g) ebenfalls unter Rühren hinzufügen. Für kleine Mengen genügt als Rührgerät ein Löffel. Für größere Mengen sollte ein Haushaltsknetstab, Mixer oder ein Bohrmaschinen-Rühraufsatz benutzt werden. Ist der Leim zu dick geworden, kann etwas Wasser hinzugefügt werden.
Wenn der Leim nach einiger Zeit eindickt, ebenfalls Wasser hinzugeben.
Ist der Leim jedoch gleich zu Beginn zu dünn, so darf er nicht verwendet werden. Nachträgliches Verdicken führt zu Verklumpungen und wird nicht empfohlen!
PRESSZEIT
Kaseinleime erstarren recht schnell und ergeben Leimungen, die schon nach einigen Stunden weiterverarbeitet werden können. Bei Weichhölzern kann man Leimungen von gleicher Festigkeit wie dem Holz schon nach vier bis sechs Stunden Presszeit erwarten. Bei Harthölzern sind sechs bis acht Stunden Presszeit notwendig. Man braucht die Leimungen nicht konstant unter Druck halten. Es genügt diese etwa zwei Stunden lang zu pressen, um die Leimungen dann ohne Druck trocknen (abbinden) zu lassen. Obige Angaben zur Trocknungszeit sind Mindestzeiten, die eingehalten werden müssen. Kaseinleimungen kann man schon nach vier bis sechs Stunden verarbeiten, aber im allgemeinen ist dies nicht empfehlenswert. Angeraten ist es, die Leimungen abbinden zu lassen, bis die Feuchtigkeit der Leimung ausgetrocknet ist. Die Verleimungen sollten erst nach fünf bis acht Tagen einem Härtetest unterzogen werden.
VERFÄRBUNG DES HOLZES DURCH KASEINLEIM
Besonders gerbsäurehaltige Hölzer (Ahorn, Eiche, Mahagoni) verfärben sich durch Reaktion mit höher alkalischen Stoffen, wie dem im Kaseinleim verwendeten Kalkhydroxid. Um dem weitgehend aus dem Wege zu gehen, empfiehlt es sich einen Leim von dicker Konsistenz herzustellen, übermäßige Pressung zu vermeiden und die Hölzer, sobald zulässig, aus der Presse zu nehmen und sofort trocknen zu lassen. Entstandene Flecken können beseitigt werden, wenn sie mit einer verdünnten Oxalsäurelösung, Kleesalz oder mit einer Natriumsulfitlösung behandelt werden. Die Chemikalien müssen nach Anwendung sorgfältig herausgewaschen werden.